Zwischen Fortschritt und Fehltritt: Die politischen Herausforderungen in der Technologie-Revolution

Zwischen Fortschritt und Fehltritt: Die politischen Herausforderungen in der Technologie-Revolution

Der Einfluss der Technologie auf unser Leben war wohl schon immer von polarisierten Debatten geprägt. Seit jeher begegnet man Innovationen mit einer Mischung aus Begeisterung und Skepsis. Während einige die Chancen und Fortschritte sehen, fürchten andere die Veränderungen und möglichen Risiken, die Neuerungen mit sich bringen. Jedoch spielen modernste Technologien heutzutage nicht einmal die Hauptrolle, sondern begnügen sich mit der Nebenrolle zur Geschwindigkeit. Das atemberaubende Tempo verändert und prägt unsere Lebensweise enorm. Die politische Reaktion darauf ist jedoch zögerlich.

Damit ist dies deutlich unzureichend, um die Herausforderungen in unserer Arbeitswelt und im Alltag zu bewältigen. Verfolgt man diverse Debatten, entsteht der Eindruck, dass die politischen Entscheidungsträger nicht nur Mühe haben, Veränderungen zu akzeptieren, sondern dass sie sich die Implikationen auf unser Leben schlichtweg nicht vorstellen können. Diese Haltung, sei es Ignoranz, fehlendes Verständnis oder schlichte Trägheit, resultiert in einem eklatanten Mangel: Chancen und Gefahren werden kaum gleichwertig berücksichtigt. Es fehlt an Einschätzungen und vorausschauenden Strategien.

Daten als zentrales Mittel

Die Politik hinkt häufig gewissen Realitäten hinterher – manchmal geht sie auch im voreiligen Gehorsam voraus und überschiesst. Das alles mag in einer analogen Welt eher problemlos sein. In einer Zeit, in der Daten und Technologien das Potenzial haben, ganze Industrien nicht nur zu revolutionieren, sondern auch zu zerstören, ist es unerlässlich, dass Entscheidungsträger anfangen, sich ideologiefrei diesen Themen zu widmen. Es gilt dabei, transparent mit Daten und Fakten zu arbeiten. Hierzu müssen aber die Daten erst einmal erhoben werden. Das kann in der Interaktion mit Hochschulen, Experten und der Digital-Wirtschaft geschehen. Dabei ist zentral, dass man sich aus seiner eigenen Komfortzone bewegt. Probleme bewirtschaften und für die eigene Klientel, meist eine Minderheit, eine Ausnahme entwickeln, ist keine passende Handlungsweise. Leider wird heute zu vieles nicht öffentlich gemacht, was zu Misstrauen und Fehlinformationen führt. Im Kanton Luzern besteht nach wie vor kein Öffentlichkeitsprinzip, was die Zugänglichkeit von wichtigen Informationen für die Bürger erheblich einschränkt.

Blick in die Zukunft

Der Publizist David Graeber beleuchtet in seinem Buch „Bullshit-Jobs“ (2018) ein kritisches Problem unserer modernen Arbeitswelt. Er vertritt die These, dass zahlreiche Berufe als nutzlos wahrgenommen werden, weil sie keinen echten gesellschaftlichen Mehrwert bieten. John Maynard Keynes prognostizierte bereits 1930, dass wir 2030 nur noch 15 Stunden in der Woche arbeiten müssten, um gut leben zu können. Heute reden wir von Teilzeitarbeit, Fachkräftemangel und hohen Lebenserhaltungskosten. Die Prognose von Goldman Sachs, dass der Einsatz von KI deutlich mehr Jobs wegfallen lassen könnte, wirft wichtige Fragen auf. Einerseits besteht die Möglichkeit, dass KI und Automatisierung zu einer Welt führen, in der Menschen weniger arbeiten müssen, weil Maschinen einen Grossteil der Arbeit übernehmen. Andererseits könnte die Realität auch sein, dass die Menschen mehr arbeiten müssen, entweder weil die Jobs, die verbleiben, höhere Anforderungen stellen oder weil die wirtschaftlichen Strukturen sich nicht schnell genug anpassen, um die Vorteile der Technologie gerecht zu verteilen.

Sozialpolitischer Exkurs

Ein zentraler Punkt, der oft übersehen wird, ist der Verlust an Lohnbeiträgen durch den Wegfall von Arbeitsplätzen. Dies könnte langfristig die Finanzierung von Sozialsystemen gefährden und erfordert daher eine Neudenkung der sozialen Sicherungssysteme. Es könnte notwendig werden, alternative Modelle oder andere Formen der sozialen Absicherung zu erwägen, die nicht direkt an traditionelle Arbeitsverhältnisse gekoppelt sind.

Technologie für viele, statt für wenige

So oder so muss sich die politische Landschaft dringend diesen Fragestellungen widmen. Möglichst rational und jenseits von parteipolitischen Ideologien. Es bedarf einer Vision, die über das reaktive Management hinausgeht und proaktiv gestaltet, wie Technologie zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt werden kann. Dazu gehört auch, die Arbeitswelt so zu transformieren, dass sie den Menschen dient und nicht umgekehrt. Die Politik muss nicht nur den Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft fördern, sondern daran selbst aktiv sein. Nur so können wir sicherstellen, dass der technologische Fortschritt allen zugutekommt und nicht nur einer kleinen Elite.

Kevin D. Klak

Kevin unterstützt Ihr Unternehmen im Spannungsfeld der Digitalisierung. Sei es als unabhängiger Beirat für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat oder ad Interim in der Umsetzung von strategischen Projekten.